Eine Stadthalle als Geburtstagsgeschenk
Zum 100-jährigen Jubiläum der Stadtgründung von Oberhausen wurde die Stadthalle 1962 eingeweiht. Das nach Plänen der Architekten Stumpf und Voigtländer entworfene Gebäude beinhaltete 3 unterschiedlich große Veranstaltungsräume: Den Festsaal für maximal 1600 Plätzen, den Mittelsaal mit 400 Plätzen und ein Auditorium für 270 Zuhörer. Alle Säle waren im im Obergeschoß des Bauwerks im typischen und formgebenden Hexagramm ausgeführt. Der große Saal wies als Besonderheit eine Konzertorgel mit 68 Registern auf 4 Manualen aus. Die Orgel ist leider nicht mehr vollständig erhalten und nicht funktionsfähig.
Die Stadthalle sollte der Mittelpunkt der städtischen Kultur und des Vereinslebens werden. Deshalb gab es auch ein großes Restaurant mit Garten im Erdgeschoß. Direkt gegenüber vom Rathaus war außerdem eine Cafébar/Kneipe, die später als "die Theke" durchaus berüchtigt wurde. Zur Theke gehörten noch die 3 Kegelbahnen, die im Untergeschoß eingerichtet waren.
Luise Albertz
Luise Albertz war die erste Oberbürgermeisterin einer deutschen Großstadt. Als Nachrückerin und politisch unbeschriebenes Blatt regierte sie zuerst von 1946 bis Ende Oktober 1948. 1956 wurde Albertz wieder zur Oberbürgermeisterin gewählt, diesmal sogar mit den Stimmen der CDU. Das Amt behielt sie bis zu ihrem Tod 1979.
Luise Albertz wurde am 22. Juni 1901 in Duisburg geboren. Ihr Vater Hermann Albertz war aktiver Sozialdemokrat in Oberhausen. Die Familie Albertz musste während der NS-Zeit polizeiliche Überwachung, Hausdurchsuchungen und Gestapo-Verhöre über sich ergehen lassen. Ihr Vater wurde 1944 von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht und wahrscheinlich ermordet.
In Ihrer Amtszeit als Oberbürgermeisterin wurde die in Trümmern liegende Ruhrgebietsstadt neu aufgebaut. Auch die folgenden Jahre brachten Krisen und Umwälzungen, wie Zechenschließungen, Verlust von Arbeitsplätzen und der beginnende Strukturwandel. Ihr unermüdlicher Einsatz für Oberhausen, das Ruhrgebiet und seine Bevölkerung brachte ihr den Spitznamen "Mutter Courage des Ruhrgebiets" ein. Ihre hauptsächliche Aufgabe sah sie darin, die sozialen Folgen für die Bergleute und ihre Familien durch neue krisenfeste Erwerbsarbeitsplätze und kontinuierlicher Strukturverbesserungen im Ruhrgebiet zu mildern.
Luise Albertz war mehr als 30 Jahre lang Oberbürgermeisterin von Oberhausen. 1949 wurde sie in den deutschen Bundestag gewählt, wo sie unter anderem Schriftführerin des Präsidiums und bis 1959 Vorsitzende des Petitionsausschusses war. Sie gehörte dem Fraktionsvorstand der SPD und dem Vorstand des Deutschen Bundestags an. Die Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit waren Wohnungsbau-, Sozial- und Gleichstellungspolitik sowie der Kampf gegen die Erwerbslosigkeit.
Luise Albertz war zudem die treibende Kraft hinter den Plänen zum Bau einer Stadthalle in Oberhausen. Im September 1980 wurde die Stadthalle zu ihren Ehren in Luise-Albertz-Halle umbenannt.